11.12.2020
Klimaneutrale Trinkwasserversorgung: Regenerative Energie aus dem Wasserhahn
Stadtwerke Trier decken den Strombedarf für die gesamte Trinkwasserversorgung mit PV-Anlagen und Turbinen – flexibler Energieeinsatz durch Batteriespeicher, Hochbehälter und künstliche Intelligenz.
Auf dem Weg zum Verbraucher erzeugt das Trierer Wasser 2-mal Strom
Knapp 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom benötigt die
Trinkwasserversorgung in Trier jährlich, zum Beispiel für den Betrieb
der Pumpen. Diesen Bedarf decken die Stadtwerke Trier (SWT) ab sofort
ausschließlich selbst - mit Photovoltaik-Anlagen (PV) auf den Gebäuden
der Trinkwasserversorgung und Turbinen im Wassernetz. „Wenn in Trier das Wasser aus dem Hahn kommt, hat es auf seinem Weg von
der Quelle bis zum Verbraucher schon zwei Mal Strom erzeugt. Mit der
klimaneutralen Trinkwasserversorgung haben die Stadtwerke Trier ein
echtes Leuchtturmprojekt umgesetzt", sagte Staatssekretär Dr. Thomas
Griese bei einem Besuch im Wasserwerk Irsch und bedankte sich bei allen
Beteiligten für das Klimaschutz-Engagement der Stadtwerke. Seit 2017
bauen die Stadtwerke Trier die Energieversorgung der Wasserversorgung
gezielt nachhaltig um. Insgesamt bereitet der Infrastruktur- und
Energiedienstleister jährlich rund zehn Millionen Kubikmeter Rohwasser
auf und verteilt das Wasser über ein rund 470 Kilometer langes
Leitungsnetz in Trier und einigen umliegenden Gemeinden.
Energiemanagement durch künstliche Intelligenz
Mit
insgesamt sechs Turbinen, vier PV-Dachanlagen und einer großen
Freiflächenanlage schaffen es die Stadtwerke, die benötigte Energie auf
Flächen der Trinkwasserversorgung selbst regenerativ zu erzeugen. Als
letztes Puzzlestück ist im November auf einem ehemaligen Trockenbeet in
Nähe des Wasserwerks eine PV-Freiflächenanlage ans Netz gegangen. Mit
einer Leistung von 176 Kilowatt Peak wird die Anlage rund 170.000
Kilowattstunden Strom pro Jahr für den Eigenbedarf der Trinkwassersparte
liefern und damit die Lücke für einen energieneutralen Gesamtbetrieb
schließen. Neben dem Ausbau der regenerativen Energieerzeugung für den
Eigenbedarf haben die SWT die gesamte Trinkwasserinfrastruktur auf einen
effizienten Energieeinsatz ausgerichtet. „Als relevanten
Erfolgsbaustein haben wir eine digitale Steuerung entwickelt, um die
Verbraucher und Erzeuger optimal aufeinander abzustimmen. Dafür haben
wir ein künstliches, neuronales Netz aufgebaut, das sämtliche Daten
miteinander abgleicht“, gibt SWT-Technikvorstand Arndt Müller einen
Einblick in das Projekt. Als zusätzlichen Flexibilitätsbaustein nehmen
die Stadtwerke Trier auch eine Batterie mit einer Speicherkapazität von
100 Kilowattstunden in das Energiesystem in Betrieb. „Dadurch haben wir
die Möglichkeit, unsere selbst erzeugte Sonnenenergie flexibler zu
nutzen, zum Beispiel auch nachts“, so Müller.
Hochbehälter speichern Energie
Arndt Müller, Dr. Thomas Griese, OB Wolfram Leibe
Wenn
mehr Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht, als für den
Betrieb des Trinkwassernetzes notwendig ist, dienen auch die 20
vorhandenen Hochbehälter auch als Energiespeicher. Sie haben ein
Speichervolumen von insgesamt etwa 32.000 Kubikmeter und wurden bislang
rein nach Wasserbedarf geführt, d. h. nachts gefüllt und während des
Tages gemäß dem Verbrauch von Stadt und Gemeinden entleert. „Mit unserem
neuen Konzept nutzen wir die künstliche Intelligenz und schalten die
Pumpen zur Befüllung der Behälter dann ein, wenn Überschussstrom aus
regionalen erneuerbaren Energien vorhanden ist“, erklärt der
Technikvorstand. „Diese energieoptimierte Bewirtschaftung der
Trinkwasser-Infrastruktur mittels modernster Technik zeigt den Menschen,
wie innovativ und stark unsere SWT unterwegs sind. Das ist ganz klar
ein Meilenstein in Sachen nachhaltige Stadtentwicklung. Davon
profitieren alle Bürgerinnen und Bürger in Trier und gleichzeitig steckt
in dieser Idee viel Potential für andere Kommunen – kopieren ist
ausdrücklich erwünscht“, freut sich Triers Oberbürgermeister und
Aufsichtsratsvorsitzender Wolfram Leibe über dieses Leuchtturmprojekt.