11.06.2024
Das Trierer Hauptklärwerk
Vom kommunalen Energiefresser zu einem modernen nachhaltigen Kraftwerk.
Diese Woche erläutern wir, wie wir das Hauptklärwerk in Trier-Nord vom kommunalen Energiefresser zu einem modernen nachhaltigen Kraftwerk umgebaut haben.
Das Klärwerk in Trier hat einen bundesweiten Vorzeigecharakter: Es erfüllt nicht nur die originäre Funktion der Abwasserreinigung, sondern arbeitet gleichzeitig als Kraftwerk und erzeugt mehr Energie als es benötigt. Deshalb kann es auch den benachbarten Energie- und Technikpark (ETP) klimaneutral mit Strom und Wärme versorgen. Konkret: Insgesamt benötigen beide Standorte knapp vier Millionen Kilowattstunden Strom und drei Millionen Kilowattstunden Wärme im Jahr. Um diese Energie zu erzeugen betreiben wir zwei Klärgas-BHKW, sechs PV-Dachanlagen, eine Wasserkraftanlage, zwei Warmwasserpuffer- und einen Klärgasspeicher. Eine künstliche Intelligenz regelt Stromerzeugung und verbrauch in Echtzeit aus. Durch das Zusammenspiel aller Bausteine reduzieren wir die Treibhausgasemissionen um rund 2.400 Tonnen pro Jahr und leistet einen wichtigen Beitrag zum Umwelt und Klimaschutz.
Rückblick: Der Start für die Neuausrichtung des Klärwerks liegt mehr als zehn Jahre zurück: Noch 2012 hatte allein das Klärwerk einen Stromverbrauch von rund vier Millionen Kilowattstunden. Diese Energie wurde komplett extern eingekauft. 2013 ist eine Effizienzoffensive gestartet. Ziel war es, einen energieneutralen Standort zu schaffen, ohne die Qualität der Abwasserreinigung zu mindern. Im Rahmen dieser Offensive haben wir festgestellt, dass das Klärwerk das Potential zum grünen Kraftwerk hat. Gemäß unserer Strategie (Energie sparen, selbst grün klimaneutral erzeugen, intelligent ausregeln) haben wir von 2013 bis 2016 die Klärwerksprozesse optimiert und die vorhandene Technik energieeffizient erneuert. So konnte der Strombedarf des Klärwerks um knapp 20 Prozent auf rund 3,2 Millionen Kilowattstunden gesenkt werden. Parallel erfolgte der Aus- und Aufbau der oben genannten Erzeugungsanlagen vor Ort.
2017 haben wir als eines der ersten Unternehmen in Deutschland eine künstliche Intelligenz implementiert, um die biologischen Reinigungsschritte zu optimieren. Die Daten aus dem bestehenden Prozessleitsystem wurden durch einen selbstlernenden intelligenten Algorithmus - ein sogenanntes künstliches neuronales Netz - ausgewertet. Das System optimiert die Reinigungsleistung in der Biologie und spart gleichzeitig Energie. Im Ergebnis betreiben wir das Hauptklärwerk seitdem energieneutral. Diese künstliche Intelligenz wurde im Laufe der nächsten Jahre immer weiter optimiert und ausgebaut mit dem Ergebnis, dass heute auch der ETP klimaneutral mitversorgt werden kann.