24.08.2020
Bio-Erdgas aus der Region
Biogaspartner Bitburg nehmen zentrale Aufbereitungsanlage beim Flugplatz Bitburg in Betrieb - 45 Kilometer langes Biogasnetz
Neuer Baustein für die regionale Energiewende in der Region Trier: Die Biogaspartner Bitburg GmbH hat am Flugplatz Bitburg eine Biogas-Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Sie veredelt das Rohbiogas aus sieben regionalen Anlagen. Für den Transport der Energie hat die SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH im Rahmen des Projekts Verbundnetz Westeifel ein rund 45 Kilometer langes Biogasnetz aufgebaut. Mit der Einspeisung in das bereits vorhandene Erdgasnetz kann die Edelenergie ab sofort flexibel in der Region verwendet werden, zum Beispiel zum Heizen, für den Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder als Kraftstoff für Nutzfahrzeuge.
"Herausragendes Projekt, das bundesweit Nachahmung finden sollte."
An der Biogaspartner Bitburg GmbH sind SWT Stadtwerke Trier
Versorgungs-GmbH (51 Prozent), der Entsorgungsbetrieb Luzia Francois (34
Prozent) und die Kommunale Netze Eifel AöR (15 Prozent) beteiligt. Die
erforderliche Biogas-Infrastruktur haben die Partner im Rahmen des
Regionalen Verbundprojekts Westeifel mit verlegt. Aus Sicht der
rheinland-pfälzischen Umweltministerin Ulrike Höfken liefert das Konzept
neue Lösungsansätze für die regionale Energiewende: „Die Biogaspartner
zeigen, wie Bestands-Biogasanlagen auch nach dem Auslaufen der
EEG-Vergütung wirtschaftlich genutzt werden können. Als Antriebsenergie
für Blockheizkraftwerke mit Wärmenutzung kann die Bioenergie schon jetzt
und in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten, wenn der Wind nicht
weht und die Sonne nicht scheint. Mit dem künftig hoffentlich noch
weiterwachsenden Biogasverbund haben wir in Rheinland-Pfalz ein
einmaliges Vorzeigeprojekt vorzuweisen: Aus diesem Anlagenverbund
gesammeltes, zentral aufbereitetes Biomethan ersetzt fossiles Erdgas im
Netz und reduziert klimaschädliches CO2. Die Speicherung im Erdgasnetz
ermöglicht die flexible Nutzung des Biomethans in anderen Sektoren: Sei
es als regenerativer Kraftstoff für schwere Nutzfahrzeuge, für die
hocheffiziente Wärme¬erzeugung bis hin zur bedarfsgerechten
Rückverstromung. Das zeigt das Potenzial von speicherbarem Biogas für
die Sektorenkopplung und ist in dieser Form ein herausragendes Projekt,
das bundesweit Nachahmung finden könnte und sollte.“
Alle Regeln werden eingehalten.
Neben der
Aufbereitungsanlage war insbesondere die Vernetzung der vorhandenen
Biogas-Anlagen eine nicht alltägliche Herausforderung für die zuständige
Genehmigungsbehörde SGD Nord: "Ich freue mich, dass wir einen weiteren
Meilenstein im Rahmen der Planungen des regionalen Verbundnetzes
Westeifel in Betrieb nehmen können. Neben der Trasse haben wir mit einem
großen Team auch die Aufbereitungsanlage und die Erweiterung der
Aufbereitungstechnik auf den beteiligten Höfen überprüft und genehmigt.
Während für die Zulassung der Leitungstrasse mittlerweile schon ein
routiniertes Verfahren abläuft lag die Herausforderung darin, die
Ertüchtigung und Nachrüstung der Biogasübergabestationen für alle
Anlagen parallel und fristgerecht zu genehmigen. Besonders erfreulich
ist, dass dies trotz der Verschärfung des Regelwerkes beim
Gewässerschutz, der Anlagensicherheit und der Luftreinhaltung gelungen
ist, die den Landwirten viel abverlangt hat", erklärt Dr. Ulrich
Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord.
"Jeder macht das, was er am besten kann."
Mit
der Inbetriebnahme erreichen auch die Kommunale Netze Eifel AöR (KNE)
einen Meilenstein im Rahmen des Verbundprojekts. „Wir organisieren als
öffentliche Hand gemeinsam mit Privaten die regionale Energiewende in
der Eifel. Mit der Aufbereitung und Speicherung von Biogas im normalen
Gasnetz erhöhen wir den Effizienzgrad der vorhandenen Biogasanlagen
enorm und lösen das Problem des Speicherns von erneuerbarer Energie“,
freut sich der Landrat des Eifelkreises und Verwaltungsratsvorsitzender
der KNE Dr. Joachim Streit. „In dieser Zusammenarbeit macht jeder
Partner das, was er am besten kann: der Landwirt bleibt Besitzer,
Betreiber und Zulieferer seiner Anlage auf seinem Hof, muss sich jedoch
um Aufbereitung, Infrastruktur, Einspeisung und vor allem Vermarktung
dieses regional-grünen Edelproduktes nicht kümmern. Letzteres, die
Vermarktung, machen die Landwerke Eifel – regionaler geht es nicht - und
somit ist das Produkt auch für Endkunden zugängig, und alle Haushalte,
die über einen Erdgashausanschluss verfügen, können aktiv einen Beitrag
zum Klimaschutz leisten“, so Dr. Peter Hamacher, stellvertretender
Aufsichtsratsvorsitzender der SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH.
Der regionale Energieabgleich rückt näher
„Als
wir vor sechs Jahren mit dem Projekt begonnen haben, war unser
übergeordnetes Ziel der regionale Energieabgleich. Mit der
Inbetriebnahme der Aufbereitungsanlage sind wir diesem Ziel ein gutes
Stück nähergekommen, denn das Bio-Erdgas ergänzt die Stromerzeugung aus
Solar- und Windkraft ideal und bietet neue Flexibilitätsoptionen.
Außerdem können wir den Ansatz als Grundlage für grünen Wasserstoff
nutzen, erzeugt aus regionalem Überschussstrom in Power-to-gas-Anlagen“ ,
erläutert Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier und der Kommunalen
Netze Eifel abschließend.
Schritt für Schritt: So wird aus Rest- und Rohstoffen Bio-Erdgas
1. Schritt: Das Biogas wird dezentral gereinigt
Die
Landwirte produzieren Rohbiogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen
(Gülle, Festmist, Futterreste) und nachhaltig angebauten nachwachsenden
Rohstoffen. Dieses Rohbiogas besteht zu etwa 53 Prozent aus Methan (CH4)
und ca. 46 Prozent aus Kohlendioxid (CO2). Darüber hinaus enthält es in
sehr geringen Konzentrationen Sauerstoff, Schwefelwasserstoff,
Stickstoff, etc. Im ersten Aufbereitungsschritt, der Reinigung, werden
diese Inhaltstoffe durch Aktivkohlefilter direkt auf den Höfen
zurückgehalten. Anschließend wird das Rohbiogas gekühlt und in das
Biogasnetz eingespeist und über ein rund 45 Kilometer langes
Rohbiogasnetz zur zentralen Aufbereitungsanlage nach Bitburg
transportiert.
2. Schritt: Das Biogas wird zentral zu Bio-Erdgas aufbereitet
In
Bitburg wird das einströmende Rohbiogas in einem bis zu 5.300
Kubikmeter fassenden Speicher gesammelt und von dort in die
Aufbereitungsanlage geleitet. Bei der Aufbereitung wird – vereinfacht
ausgedrückt – das CO2 aus dem Rohbiogas entfernt. Dazu wird das
Rohbiogas mit rund 3 bar in spezielle Druckbehälter gepresst. Diese
sogenannten Adsorber sind mit Aktivkohle gefüllt, die durch den Druck
die CO2-Moleküle bindet (= adsorbiert). Das so gereinigte Biogas besteht
zu 98 Prozent aus Methan und kann nun weiter aufbereitet werden. Die
Biogasaufbereitungsanlage ist auf die Verarbeitung von 1.800
Normkubikmeter pro Stunde Rohbiogas ausgelegt. Das abgetrennte CO2
bietet optimale Voraussetzungen für den Aufbau einer
Power-to-gas-Anlage. So kann aus regionalem Überschussstrom erzeugter
Wasserstoff zu Bioerdgas umgewandelt und in der bestehenden
Infrastruktur gespeichert werden.
3. Das Bio-Erdgas wird in das vorhandene Erdgasnetz eingespeist
Erdgas
unterscheidet sich je nach Netzgebiet in seinen brennstoffspezifischen
Kennwerten. Daher übernehmen die Stadtwerke Trier als Betreiber des
Erdgasnetzes die Aufgabe, das aufbereitete Rohbiogas auf die exakten
Brennstoffeigenschaften des Bitburger Erdgasnetzes zu überführen und auf
den erforderlichen Netzdruck anzupassen.