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Unser Antrieb: „Wir denken heute schon an morgen“
Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Veränderung. Nachfolgend finden Sie eine Momentaufnahme unseres Tuns. Damit konnten wir auch die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für uns gewinnen und wurden mit dem Sonderpreis Digitalisierung ausgezeichnet.
© Frank Fendler
Wir - die Stadtwerke Trier – sind ein Infrastruktur- und Energiedienstleistungsunternehmen, mit Sitz im Herzen Europas. Unter unserem Dach vereinen wir zahlreiche Sparten von A wie Abwasser über E wie Energie und M wie Mobilität bis Z wie Zählermanagement. Als Tochter der Stadt Trier fühlen wir uns sowohl in unseren wirtschaftlichen Entscheidungen als auch in unserem Klima-Engagement den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und der Region verpflichtet.
Unsere Herausforderungen? Wir müssen unser Geschäftsmodell – den An-, Verkauf und Transport von Energie – überarbeiten und Energieversorgung neu denken. Warum? Zum Beispiel aufgrund der zunehmenden Dezentralisierung der Energieerzeugung, den damit eingehenden gesetzlichen Vorgaben und dem wachsenden Wettbewerb in allen Wertschöpfungsstufen. Dabei legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit, auch um defizitäre Dienstleistungen, wie den Personennahverkehr oder das einzige öffentliche Hallenbad der Stadt auch in Zukunft vollumfänglich finanzieren zu können. Damit erfüllen wir wichtige soziale Aufgaben. Der demografische Wandel, der drohende Fachkräftemangel und die Nachbarschaft zum attraktiven Wirtschaftsstandort Luxemburg sind weitere Herausforderungen.
Unsere Chancen? Wir setzen unternehmensweit auf unsere Stärke, ein regionaler Dienstleister für Energie und (!) Infrastruktur zu sein. Das heißt: Jedes Projekt kann bei Bedarf von den Kompetenzen aller Geschäftsfelder unserer Gruppe über eine eigens eingerichtete Projektorganisation profitieren. Richtungsweisend ist dabei unser Leitsatz "Wir denken heute schon an morgen". So entstehen neue und sektorenübergreifende Versorgungssysteme. Dafür nutzen wir die Digitalisierung, insbesondere künstliche Intelligenz. Unser zertifiziertes Energiemanagement sorgt für eine transparente Dokumentation und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Energiebilanz. Darüber verstehen wir regionale Kooperationen als Chance. Wir sind breit aufgestellt und haben unter unserem Dach - der Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) - zahlreiche weitere Gesellschaftsformen etabliert, um sowohl mit privaten als auch kommunalen Partnern gemeinsam Projekte zu realisieren. Wir sind stolz darauf, u. a. auch direkt mit Ortsgemeinden oder Bürgern im Rahmen von GmbHs oder Genossenschaften zusammen zu arbeiten. Die Partnerschaft mit regionalen Bildungsinstitutionen wie Hochschule, Universität, Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer verstehen wir als Chance, Fachkräfte auf allen Ebenen zu sichern und zu gewinnen.
Strategien und Maßnahmen
Unsere Kernkompetenz ist Energie. Deshalb lautet unsere Strategie in allen Geschäftsfeldern:
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1. Energie sparen
Wir stellen jeglichen Energieeinsatz auf den Prüfstand und fragen uns: Müssen wir diese Kilowattstunde wirklich verbrauchen? Durch den Einsatz neuer, energieeffizienter Technik oder intelligenter Steuerung sparen wir Energie und sind damit unseren Kunden ein Vorbild.
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2. Energie selbst erzeugen
Wir prüfen jede Möglichkeiten, benötigte Energie wirtschaftlich selbst zu erzeugen, um den Fremdbezug zu reduzieren. Das minimiert die Kosten, stärkt unsere Kompetenz als Dienstleister und entlastet die Umwelt.
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3. Energie flexibilisieren und speichern durch künstliche Intelligenz
Sonne und Wind produzieren Strom nicht auf Bestellung. Deshalb suchen wir nach Möglichkeiten Erzeuger und Verbraucher (technische Anlagen) flexibel zu steuern und vorhandene Infrastrukturen auch als Energiespeicher mehrfach zu nutzen. Dazu nutzen wir künstliche Intelligenz - konkret neuronale Netze.
Die aus der Strategie abgeleiteten Maßnahmen haben wir in einem Stufenmodell konzeptionell umgesetzt.
©SWT
Stufe 1 (kurzfristig): Wir untersuchen alle unsere Tätigkeitsfelder (Sektoren) auf Potentiale für Energieeffizienz, erneuerbare Energieerzeugung und Speichermöglichkeiten. Wir verbinden alle drei Elemente innerhalb eines Tätigkeitsfeldes über künstliche Intelligenz. Konkret nutzen wir dazu künstliche neuronale Netze. Diese komplexen Softwarelösungen ähneln der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Sie sind selbstlernend, das bedeutet: Jeder Vorgang liefert Daten, die bei den folgenden Arbeitsschritten berücksichtigt werden. So können wir Mehr- oder Mindermengen an erzeugter Energie mit den anderen Tätigkeitsfeldern abgleichen.
Stufe 2 (mittelfristig): In der Stufe 2 vernetzen wir große und kleine Erzeugungsanlagen in der Region (Biogas- und Erdgas-BHKW, Wind- und Solarkraftwerke, Wärmespeicher, Trinkwasserhochbehälter, u. v. m.). Mit der digitalen Steuerung gewährleisten wir einen flexiblen Energiefluss zwischen den ersten beiden Stufen.
Stufe 3 (langfristig): Mit dem Einsatz von Energiespeichern reduzieren wir die Spitzenbelastung vorgelagerter Netze und versorgen unsere Kunden mit einem Höchstmaß an Energie aus der Region (regionaler Energieabgleich).
Zusammenfassend kann man sagen, wir arbeiten aktuell vom Kleinen zum Großen. Wir entwickeln Pilotprojekte mit neuen Technologien und skalieren diese. Dann übertragen wir die gewonnenen Kompetenzen auf andere Unternehmenssparten. Unser Antrieb: Eine nachhaltige regionale Energieversorgung für morgen.
Erfolge
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01
Energetische Neuausrichtung unseres Hauptklärwerks
Ein Beispiel und Kick-Off für das Stufenmodell Erzeugung war die energetische Neuausrichtung unseres Hauptklärwerks . Seit 2017 kommt es im Regelbetrieb ohne Strombezug aus dem öffentlichen Versorgungsnetz aus. Die Energie, die wir für die Reinigung des Abwassers benötigen, erzeugen wir vor Ort aus Klärgas, Sonnenenergie und Wasserkraft (Turbinierung des Reinwassers). Der Abgleich von Energiebedarf und –erzeugung gelingt uns dank eines künstlichen neuronalen Netzes in Echtzeit – also nicht nur bilanziell. Nach Abschluss aller Arbeiten haben wir rund 800.000 kWh Energie eingespart und unsere Eigenproduktion um knapp 1,2 Mio. kWh gesteigert. Im Ergebnis haben wir es geschafft aus einem der größten Energieverbraucher der Stadt Trier ein Best-Practice-Beispiel für Energieeffizienz zu machen. -
02
Nachhaltiges Gewerbegebiet ETP
Darüber hinaus wird das Hauptklärwerk künftig unseren Energie- und Technikpark, ein nachhaltiges Gewerbequartier, das wir aktuell für unsere technischen Betriebe und einige Ämter der Stadt Trier entwickeln, umweltschonend mit Energie (Wärme und Strom) versorgen. Ziel ist ein energieneutraler Standort mit innovativen Arbeitsplätzen. Wir bauen vorwiegend mit natürlichen Materialien wie Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Rohstoffen, die sich nahezu komplett recyceln lassen. Dabei richten wir uns nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). Für Dienstfahrten stehen Elektrofahrzeuge inklusive Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Außerdem entsteht auf dem Areal auch ein modernes Rechenzentrum, das wir gemeinsam mit unseren Kunden und kommunalen Partnern nutzen. Seine adiabatische Kühlung, eine grüne Technik, die sich die Kälte zunutze macht, die bei der Verdunstung von Wasser entsteht, macht auch die Digitalisierung im ETP klimaschonend. -
03
Energetische Optimierung unserer Trinkwasserversorgung
Parallel haben wir mit der energetischen Optimierung unseres Trinkwassernetzes begonnen: Durch die zeitliche Flexibilisierung des Aufbereitungsprozesses bzw. der Pumpzeiten ist es uns gelungen unseren Strombedarf deutlich zu reduzieren. Außerdem haben wir EE-Anlagen (PV, Pumpturbinen im Trinkwassernetz) aufgebaut und nutzen den produzierten Strom für den Betrieb des Trinkwassernetzes. Das künstliche neuronale Netz läuft aktuell im Testbetrieb. Insgesamt kann die Trinkwassersparte inzwischen rund 90 Prozent ihres Energiebedarfs von jährlich 1,6 Millionen Kilowattstunden aus eigener Kraft decken. -
04
Konsequentes Energiemanagement im Hallenbad
Auch in unserem Bad an den Kaiserthermen , Triers einzigem öffentlichen Hallenbad, setzen wir auf effiziente Technik, wie z. B. LED-Beleuchtung, Energiemanagementsystem, Dämmung, Wärmerückgewinnung, uvm. Damit ist es uns gelungen, Energieverbrauchswerte zu erzielen, die fast auf dem Niveau von neugebauten Bädern liegen, obwohl unser Bad in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1931 (Erweiterung 1981) zuhause ist. Neben dem Einsatz von energieeffizienter Technik setzen wir auf eigene Erzeugungsanlagen: Mithilfe eines BHKW erzeugen wir gleichzeitig Wärme und Strom, beides nutzen wir direkt vor Ort. Ab Sommer 2019 wird eine PV-Anlage auf dem Dach unseres Hallenbades rd. 180.000 kWh Strom erzeugen. In der Summe werden wir bilanziell nach Inbetriebnahme der PV-Anlage ca. eine Millionen kWh Strom mehr erzeugen als wir für den Betrieb unseres Bades brauchen. Diese Energie speisen wir in das öffentliche Netz ein und nutzen sie bilanziell in anderen Sektoren. -
05
Digitale Straßenbeleuchtung spart CO2
2016 haben wir die Straßenbeleuchtung von der Stadt Trier übernommen und seitdem rund 4.000 der 12.000 Lichtpunkte auf LED-Technik umgestellt. Die neuen Leuchten sind sparsam und individuell fernsteuerbar. Zum Beispiel können wir die Beleuchtungsintensität auf Basis der Verkehrsdaten anpassen. So minimieren wir den Verbrauch zusätzlich, erfüllen trotzdem alle gesetzlichen Vorgaben und reduzieren die Lichtverschmutzung in unserer Stadt. Im Vergleich zum Ausgangsjahr 2015 spart Trier heute schon mehr als eine Million Kilowattstunden Strom pro Jahr für den Betrieb der Beleuchtung ein. Dies entspricht rund 540 Tonnen CO2.
Ziele
Als Energie- und Infrastrukturdienstleister wollen wir nicht nur über Erzeugung und Verkauf von regenerativer Energie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern mit gutem Beispiel voran gehen. Unser Ziel ist der regionale Energieabgleich. Den Erfolg messen wir am Grad der Eigenversorgung und der damit einhergehenden CO2-Ersparnis der jeweiligen Sparte bzw. des jeweiligen Projekts.
Nachhaltigkeitshighlights
Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, dass der Grad der Eigenversorgung einer Sparte steigt, ist für uns ein Highlight, z. B. aktuell die erste PV-Anlage auf einem Hochbehälter der Wasserversorgung. Parallel läuft die Ausschreibung für eine neue PV-Anlage auf unserem Hallenbad. Darüber hinaus sind wir sehr stolz darauf, dass wir für die energetische Optimierung einzelner Sparten bereits ausgezeichnet wurden:
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2017 - VKU-Innovationspreis für unser Projekt energieautarkes Klärwerk
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2018 - Umweltpreises des Landes Rheinland-Pfalz für unser Projekt „Optimaler Einsatz erneuerbarer Energie in der Trinkwasserversorgung mithilfe Künstlicher Neuronaler Netze (KNN)“
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2018 - DGNB-Vorzertifikat in Gold für den Energie- und Technikpark
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2018 - 3. Platz beim VKU-Stadtwerke Award für unser Projekt „Innovative Quartierslösung mit Sektorenkopplung für unseren Energie- und Technikpark“
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2018 - 3. Platz beim Public Value Award der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. für unser Bad an den Kaiserthermen
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2020 - Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Sonderpreis Digitalisierung, Kategorie Unternehmen
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2020 - ZfK-Nachhaltigkeitsaward für unsere klimaneutrale Trinkwasserversorgung
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2021 - Deutscher Solarpreis für unsere klimaneutrale Trinkwasserversorgung
Digitalisierung bietet neue Chancen
Digitalisierung verstehen wir als Instrument, um den eingeschlagenen Weg vom klassischen Versorger zum kundenorientierten und sektorenübergreifenden Qualitätsdienstleister erfolgreich weiter zu gehen. Dabei geht es insbesondere darum, unsere Aufgabenfelder intelligent zu vernetzen und neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Zahlreiche Maßnahmen auf den folgenden drei Handlungsebenen sind in Planung:
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1. Wir bauen komplexe Infrastruktur intelligent auf.
Unsere Kernaufgabe ist der Aufbau digitaler Infrastruktur - von der Verlegung von Glasfaserleitungen über den Aufbau von WLAN- und IoT-Funknetzen bis zur Eröffnung eines CO2-neutralen Rechenzentrums.
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2. Wir erschließen neue Geschäftsfelder und entwickeln Trier zur smarten City.
Die Straßenbeleuchtung ist als Träger digitaler Infrastruktur ein wichtiger Baustein unserer Digitalisierungsstrategie. An mehr als 60 Beleuchtungsmasten in der Innenstadt hängen WLAN-Access-Points. Darüber ist es uns gelungen ein geschlossenes Innenstadtnetz aufzubauen, an das sich auch bereits erste Geschäftskunden angeschlossen haben. Die Besonderheit: Wir haben unsere Busse mit dem selben WLAN-Netz ausgestattet. So können die Nutzer in der gesamten Innenstadt und in den Bussen ohne Unterbrechung mit dem Internet verbunden bleiben. Das hilft Doppelstrukturen zu vermeiden. Aktuell nutzen rund 6 000 Menschen täglich unser SWT City WLAN - Tendenz steigend.
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3. Wir nutzen die Digitalisierung, um unsere Prozesse sektorenübergreifend zu optimieren.
Am Beispiel der Trinkwassersparte zeigen wir im Folgenden, welche Rolle die digitale Technologie bei der energetische Neuausrichtung spielt: Die 20 Trinkwasserbehälter im Trierer Stadtgebiet werden derzeit vorrangig rein nach Wasserbedarf geführt, d. h. nachts gefüllt und tagsüber entleert. Ziel unseres Digitalisierungsprojekts ist es, Pumpenergie zur Befüllung der Behälter dann einzusetzen, wenn Überschussstrom aus regionalen erneuerbaren Energien vorhanden ist – sozusagen ein dezentrales virtuelles Speicherkraftwerk unter Ausnutzung der vorhandenen Trinkwasserbehälter als Energiespeicher. Wie bereits erwähnt, haben wir für die komplexe Steuerung ein künstliches neuronales Netz (KNN) aufgesetzt, das neben den aktuellen Wasserständen, unter anderem auch Erzeugungs- und Verbrauchsdaten, sowie Wetterprognosen zur Abschätzung der in Zukunft anfallenden Stromerzeugung und des korrespondierenden Wasserverbrauchs abgleicht. Der vom KNN erstellte „Fahrplan“ der Wasserversorgung wird kontinuierlich und vorausschauend neu berechnet, den aktuellen Bedingungen angepasst und dem übergeordneten, führenden Prozessleitsystem vorgeschlagen. Das KNN ist skalierbar aufgebaut und soll zukünftig auch im Projekt „Regionales Verbundnetz West-Eifel“ eingesetzt werden. Hier sollen im Endausbau bis zu ca. 100 Trinkwasserbehälter im gesamten Projektraum automatisiert gesteuert werden. Dieses Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, um unser übergeordnetes Ziel zu erreichen: den regionalen Energieabgleich.
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