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Klimaneutrales Trinkwasser für Trier
Um unser Trinkwasser von der Riveris-Talsperre und den Brunnen im Kylltal zu den Menschen in Trier und einigen umliegenden Gemeinden zu bringen, brauchen wir viel Strom. Für die Aufbereitung in unseren beiden Wasserwerken genauso wie für die Pumpen in unserem Leitungsnetz. Durch den Einsatz effizienter Technik, dezentraler Erzeugungsanlagen und künstlicher Intelligenz decken wir diesen Bedarf mit eigenen, regenerativen Erzeugungsanlagen vor Ort selbst.
Möglich wird dies durch die die Ausnutzung von Energieeffizienzpotenzialen (z. B. neue energiesparende Pumpen oder energetisch ausgerichteten Leitungskonzepten), die Steigerung der Eigenerzeugung (z. B. Einsatz von Pump-Turbinen im Trinkwassernetz, PV-Anlagen zur Direktversorgung auf den Trinkwasseranlagen) und die vorausschauende Steuerung der Anlagen und Netze durch eine intelligente Steuerung unter Einsatz von Künstlichen Neuronalen Netzen.
Unsere Ausgangssituation
Das hohe Maß und die vielfältigen Erfahrungen in Sachen Eigenerzeugung und die geografischen Voraussetzungen sorgen in Trier für eine gute Ausgangssituation: Der Gesamtenergieverbrauch in der Trinkwasserversorgung der Netze und Anlagen der SWT beträgt im Mittel ca. 1.700.000 Kilowattstunden pro Jahr für Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des Trinkwassers. Die größten Energieverbraucher sind dabei das Wasserwerk Irsch mit ca. 450.000 Kilowattstunden pro Jahr und das Pumpwerk Irsch mit ca. 630.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die restliche Energiemenge verteilt sich auf weitere 22 Pumpwerke und Hochbehälter. Um den Umweltvorteil im Sinne der regionalen und dezentralen Energie zu nutzen, verfolgen wir das Ziel die benötigte Energie schrittweise dezentral vor Ort zu erzeugen. Das Wasserwerk Irsch verfügt bereits seit dem Bau in den 50er Jahren über zwei Turbinen, die die einströmende Fließkraft des Wassers zur Stromerzeugung nutzen – immerhin rund 1 Million Kilowattstunden pro Jahr.
Ausbau der regenerativen Energieerzeugung im Sektor Trinkwasser
SWT-Wasserwerk Irsch
Zur Steigerung der Eigenerzeugung haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Wasserwerks Irsch (erzeugt ca. 98.000 kWh/a), eine Photovoltaikanlage auf dem Außengelände des Wasserwerks Irsch (ca. 165.000 Kilowattstunden pro Jahr) und drei Pump-Turbinen im Trinkwassernetz in Betrieb genommen. Diese erzeugen zusammen rund 270.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Darüber hinaus haben wir auf dem Hochbehälter Galgenberg (Erzeugung ca. 33.000 kWh/a), dem Hochbehälter Tarforst (98.000 kWh/a) und dem Pumpwerk Filsch (Erzeugung ca. 27.000 kWh/a) Photovoltaikanlagen installiert. An unserer Talsperre nutzen wir den Unterlauf des Riveris-Bachs zur Stromerzeugung (Erzeugung ca. 20.000 kWh/a). Darüber hinaus bietet der Neubau einer Transportleitung zur Versorgung von zwei Neubaugebieten zusätzliches energetisches Regelpotenzial durch die bedarfsgerechte Behälterbewirtschaftung eines großen vorhandenen Trinkwasserbehälters. Weitere Potenzialflächen für PV-Anlagen sind an einigen Behälterstandorten vorhanden und werden untersucht. So ermitteln wir auf Basis verschiedenster Eingangsgrößen (Quantität, Qualität und Betriebskosten) kontinuierliche weitere energetische Optimierungsansätze für die Wasserversorgung der Stadt Trier.
Intelligente Steuerung unserer Anlagen
Hochbehälter werden zu Energiespeichern: Die 20 Trinkwasserbehälter im Trierer Stadtgebiet haben ein Speichervolumen von insgesamt etwa 32.000 Kubikmeter. Sie werden derzeit rein nach Wasserbedarf geführt, d. h. nachts gefüllt und während des Tages gemäß dem Verbrauch der Stadt entleert. Ziel unseres Projekts ist es, Pumpenergie zur Befüllung der Behälter dann einzusetzen, wenn Überschussstrom aus regionalen erneuerbaren Energien vorhanden ist.
Flexible Aufbereitung des Rohwassers: Unser Wasserwerk Irsch verfügt über eine hochmoderne Aufbereitungskapazität (Ultrafiltration), die wir sehr variabel steuern können - je nachdem wie viel Strom unsere erneuerbaren Energieanlagen liefern.
Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI)
Für die komplexe Steuerung der einzelnen Stellschrauben haben wir ein künstliches neuronales Netz (KNN) aufgebaut. Dieses berücksichtigt neben den aktuellen Wasserständen unter anderem auch Erzeugungs- und Verbrauchsdaten, sowie Wetterprognosen zur Abschätzung der anfallenden Stromerzeugung und des korrespondierenden Wasserverbrauchs. Der so von dem KNN erstellte „Fahrplan“ der Wasserversorgung wird kontinuierlich neu berechnet, den aktuellen Bedingungen angepasst und dem übergeordneten, führenden Prozessleitsystem vorgeschlagen.
Die ersten Ergebnisse zeigen: Durch den Einsatz der KI steigern wir die Echtzeitnutzung der grünen Energie von 60 auf 90 Prozent - und berücksichtigen dabei sowohl die Aspekte der Versorgungssicherheit als auch die aktuelle Situation in unseren Stromnetzen. Dieses sogenannte Lastmanagement ist auch über die Trinkwasserversorgung hinaus für uns ein wichtiger Baustein für die Stromversorgung der Zukunft.
Ausblick: "Stufenmodell Erzeugung"
Stufenmodell Erzeugung
Seit Ende 2021 beliefern wir die Menschen in Trier klimaneutral mit Trinkwasser. Die Energie, die wir für Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung benötigen, produzieren wir mithilfe unserer eigenen regenerativen PV-Anlagen und Pumpturbinen vor Ort. Steht einmal mehr Strom zur Verfügung als wir zeitgleich benötigen, dienen unsere Hochbehälter als Energiespeicher. Möglich wird dies über die intelligente Steuerung durch unser neuronales Netz. Dieses Prinzip (wir nennen es "Sektorbatterie") nutzen wir nicht nur in der Trinkwasserversorgung, sondern auch in allen anderen Unternehmenssparten (Stufe 1). Die Vernetzung mit großen, regionalen Erzeugungsanlagen und den Betrieben der Region (Stufe 2) und die Berücksichtigung von übergeordneten Speichermöglichkeiten (Sufe 3) haben wir in unserem "Stufenmodell Erzeugung" systematisch zusammengefasst.
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